The Minutemen – "Another Day With Me"

Hier kommt ein Kandidat aus der Kategorie "Heilige Meisterwerke der Moodiness". 3 Akkorde: E, G und A, dazu eine Bassdrum, die so bedachtvoll getreten wird, dass sie sich wie ein kaputtes Teen-Herz anhört, und der Bass! Mit Fuzz, oder was? Brummelt da hinten durch die Gegend, während der Sänger wundervoll sein Leid vorträgt. Geiles Ride Becken gibt es gratis dazu.

Eine grundlegende Weisheit am Ende des Songs: it's not over, till it's over.

Die Band kam aus Grand Rapids, Michigan, neben Texas die Hochburg der Garagen-Kultur; die Single ist aber nicht auf Fenton erschienen, sondern auf einem No Name Label, und zwar 1966 im September.


The Good Feelins – "Shattered"

Bei dieser Sorte Psych-Garage kriege ich auch gute Gefühle, um das mal Gentleman-mäßig extrem zu untertreiben. Monster-Fuzz, -Orgel, -Bass, -Lyrics, -Tambourine, -2-spuriges Gitarrensolo – wer ein Haar in diesem Song findet, kann es gerne einfach runterschlucken, wird nichts ändern: der Fuchs ist 'ne 11 von 10.

Die Band kam aus San Bernardino, Kalifornien, dies ist ihre zweite Single, aus dem Jahr 1968.

The Higher State – "No Feeling At All"

Bereits Ende letzten Jahres kam die dritte LP der Folkestone-Helden "The Higher State" auf 13 'o clock Records heraus, und sie ist so großartig, dass es mir schwer fiel, einen der 12 Songs herauszupicken. Auf der A-Seite gibt es nur Hits, "Jagged Words" klingt, als würden die Byrds wieder fliegen, "Sky Clears To Blue" ist eine bewundernswert depressive Geschichte, "Why Don't You Prove It", von Paul Messis geschrieben, bringt eine Prise Wut in das sonst sehr harmonische Soundgefüge. Die B-Seite ballert mit dem ebenfalls als Single veröffentlichten "Potentially (Everyone Is Your Enemy)" los und schließt mit dem inhaltlichen Volltreffer "Try Slowing Down". Dass die Jungs sich in Sachen Sound und Produktion keinerlei Blöße geben, liegt auf der Hand; schließlich beschäftigen die sich seit über 20 Jahren mit analogen Fuzz und Jangle Sounds.

Lange Rede, kurzes Fazit:
– ich habe mich für den Song "No Feeling At All" entschieden
– ich freue mich, die Band beim diesjährigen Garageville Festival zu sehen
– ich finde es gut, dass Du Dir jetzt die Platte kaufst

The Lost Ones – "I Can't Believe You"

Damit der Mensch in seiner eigenen Mitte ruhen und zufrieden sein kann, muss es Extreme geben. Ein Extrem des 60s Garage Punk sind äußerst krude, simpel aufgenommene Songs, denen auch im weiteren Prozess keinerlei Politur hinzugefügt wurde. "Roher als Sushi" könnte man sagen, wenn man gerade Lust auf selten dämliche Vergleiche hat. Der Volksmund sagt "Crude Garage", und diese Stilrichtung bildet ein eigenes, mächtiges Subgenre im Garagenpunk-Universum; doch ich will Euch auch nicht Oberlehrermäßig vollnölen, hört einfach (laut) den Song der Verlorenen an, denn wie so oft gilt: wer fühlen will, muss hören. 

Aus dem Jahr 1966, The Lost Ones kamen aus Sarver-Butler, Pennsylvania – einem gottverlassenem Ort nahe Pittsburgh, in dem es offenbar nur Kirchen gibt und eine inzwischen legendäre Band.




The Frowning Clouds – "Submarine"

Hier ist das neue Album der Frowning Clouds, "Whereabouts", nach gefühlten 1000 Jahren... und es dauert auch eine Weile, bis man es kapiert. Erst dachte ich, ich hab keine Lust, es zu kapieren. Aber jetzt, wo ich es getan habe, bin ich sehr froh. Ein Schritt aus der Garage in Richtung Pop und Psych. Und Pop ist hier so gemeint, dass die Frowning Clouds ihre ohnehin schon ausgeprägte Fähigkeit, Melodien auf ein Brett zu nageln, auf dieser LP perfektioniert haben, die Bretter sind jetzt nur nicht mehr 2 Minuten, sondern doppelt so lang. Das Gute und gleichzeitig Schlechte mag höchstens sein, dass man das beim ersten und evtl. auch beim 5ten Hören noch nicht rallt, wie subtil und ausgefeilt diese Melodien sind, und dass sie einem nicht mehr mit der Brechstange serviert werden. Langer Atem will bewiesen und belohnt werden.

Ich sag's Euch, ab dem 7ten Mal rallt's und rollt's, es gibt so viele Querverweise, dass einem schwindelig wird (und sie dazu einen eigenen Song schreiben mussten: "Shoe Suede Blues"), doch letztlich sind alle wieder vereint im Himmel – die Frowning Clouds und der zuerst skeptische, mittlerweile aber verzückt nickende ShyC.

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The Frowning Clouds – "If You're Half I'll Make You A Whole"

Wie lange hat es gedauert, bis die A-Seite der neuen Frowning Clouds/Living Eyes Split Single mein neues Lieblingslied war? 

a) 1 Sekunde     b) 2 Sekunden    c) 3 Sekunden    ?

Dass ich von denen seit langem ein großer Fan bin, ist ja nichts Neues, just erschien auch ihre zweite LP auf Anti Fade bzw. Saturno Records, die man sich hier anhören und kaufen kann/sollte. Vorher aber gerne diesen Hit 300 mal nacheinander spielen, das mache ich zumindest seit ein paar Tagen.

Plus hier noch schnell die Single ziehen – es gibt nur 250, und Du würdest es bereuen, wenn Du es nicht tust, denn die B-Seite der Living Eyes ist ebenfalls verdammt gut.

P.S.:
Richtige Antwort ist: b)


The Road Runners – "I'll Make It Up To You"

Was mir gerade auffällt beim Hören der ersten Single der Road Runners aus dem Jahr 1965: der Schlagzeuger spielt offenbar ohne Becken, und auch die Snare ist eher wie eine süß gelaunte Mini-Tom gestimmt. Traut sich auch nicht jeder! Was man sich andererseits ruhig hätte trauen dürfen: die Schreie am Ende in die Mitte des Songs verfrachten und dann Fuzz-Attacke Galore. Ach, naja, obwohl – es ist schon alles ganz gut so, wie es ist. Zumindest in diesem Lied.