The Tigermen – "Close That Door"

Ich habe vor ein paar Jahren diese Single gekauft, in erster Linie wegen des Songs, den jeder von "Back From The Grave" kennt. Letztlich entscheidender Kaufgrund waren aber die wohl gemeinte Beschreibung "Label has been enthusiastically scribbled on" – und der damit verbundene Preis. Inzwischen habe ich diese Platte allerdings an einen anderen "Freund der bekritzelten Garage Punk 45s" weiterverkauft. 

Jedoch, nachträglich hier: der Beweis, dass eine G- Platte auch VG++ spielen kann. Am Ende geht es eben doch nur um: Enthusiasmus – und nicht darum, wie man aussieht.




The Lost Ones – "I Can't Believe You"

Damit der Mensch in seiner eigenen Mitte ruhen und zufrieden sein kann, muss es Extreme geben. Ein Extrem des 60s Garage Punk sind äußerst krude, simpel aufgenommene Songs, denen auch im weiteren Prozess keinerlei Politur hinzugefügt wurde. "Roher als Sushi" könnte man sagen, wenn man gerade Lust auf selten dämliche Vergleiche hat. Der Volksmund sagt "Crude Garage", und diese Stilrichtung bildet ein eigenes, mächtiges Subgenre im Garagenpunk-Universum; doch ich will Euch auch nicht Oberlehrermäßig vollnölen, hört einfach (laut) den Song der Verlorenen an, denn wie so oft gilt: wer fühlen will, muss hören. 

Aus dem Jahr 1966, The Lost Ones kamen aus Sarver-Butler, Pennsylvania – einem gottverlassenem Ort nahe Pittsburgh, in dem es offenbar nur Kirchen gibt und eine inzwischen legendäre Band.




Paul Messis – "Goodbye"

Die zweite LP von Paul Messis, „Case Closed“, ist bereits im Frühjahr erschienen, aber sie dreht immer noch sehr häufig ihre Runden auf meinem Plattenspieler, denn sie wird mit jedem Hören ein Stückchen besser. Garagenpunk mit lupenreiner Attitüde, die ist bei Herrn Messis immer sowohl abgefuckt als auch abgehoben und mit einem unbeirrbaren Selbstbewusstsein versehen, was u.a. den Lyrics sehr gut tut. Was ebenso gut tut ist, dass Messis musikalisch von seinen Band-Homies von „The Higher State“ unterstützt wird, mit Mole am Schlagzeug und Marty mit einigen Background Vocals. Und so hopsen sie auch locker und anmutig über die extrem schwierige Hürde, „No Use In Trying“ von den Five Bucks zu covern.

„Goodbye“, den letzten Song, mag ich besonders, deswegen hier gefeatured; außerdem gibt es ein schönes Video von Herrn Messis zu "It Doesn't Matter To Me", einem weiteren Highlight


und nicht zuletzt: kauft seine LP, es lohnt sich für alle Menschen, die mit 60s Garage, 12-String Gitarren und Hass etwas anfangen können. Denn für alle anderen Idioten ist diese Platte gemacht, wenn auch nicht wie gemacht.









The One Way Streets – "Jack The Ripper"

Zwischen Genie und Dilettantismus liegt ein schmaler Grat. Dieser Song hier ist so Genialitätsdurchflutet wie kaum etwas anderes auf der Welt – er ist perfekt. Ich wette eine Milliarde, dass keine Band der Welt mit massig Zeit zum Üben jemals eine bessere Version von "Jack The Ripper" aufnehmen könnte als es die One Way Streets 1967 getan haben. Wie so oft bei perfekten Dingen spielt Kommissar Zufall eine tragende Rolle. Verpasste Einsätze, Chaos beim Solo und mehr oder weniger improvisierter Text verbinden sich zu einem Werk von höchster Klarheit und musikalischem Liebreiz. Die One Way Streets bringen den Punk in die Garage, also mach die Ohren auf, Holmes, und die Augen zu.



The One Way Streets – "We All Love Peanut Butter"

Heiliger 3-Akkord Teen Beat aus Ohio, die perfekte Mischung aus Punk, Poetry und Attitude. Man fragt sich, welche Errungenschaft mehr wiegt – dass es Menschen gibt, die diesen Song aufgenommen und auf eine Schallplatte gepresst haben? Das, was der Typ am Tambourin spielt? Die Zeile "Peanuts are nice but the acid is rare"? Der Sound der Gitarre ab 1:48? Oder ist es doch die B-Seite dieser Single, die unglaublich fantastische Version von "Jack The Ripper"? Mag jeder für sich selber entscheiden. Jetzt erstmal alle alles auf 10 drehen und mitsingen! 

WE ALL LOVE PEANUT BUTTER

People on earth they're gonna die
Boys just drop but girls they die
You and I will take a trip now
And do the things that Superman did now

We all love peanut butter

We'll take a feather and fly it for a loop
And maybe do a swan dive from a roof
Some say she's a craze and some say I'm a nut
Peanuts are nice but the acid is rare

With your butt on hands thats written on the page
With the atom bomb you'll be up in a cage
My story is coming close to an end
Make sure it's a story and not your best friend

We all love peanut butter


Thee Sixpence – "My Flash On You"

Was für ein Hit! Hier gespielt von Thee Sixpence, im Original von Arthur Lee & Love. Deren Lieder zu covern war bereits damals beliebt, aber auch eine Herausforderung – die Thee Sixpence easy meistern. Waren ja auch nicht sonderlich unbegabt, die Jungs: Ein Jahr später schrieben sie "Incense & Peppermints" und benannten sich in "Strawberry Alarm Clock" um ... hier jedoch stehen sie noch schön mit dem rechten Fuß runtergedrückt in der Garage und von Räucherstäbchen riecht man nix.

Dank der zeitlosen Lyrics ist "My Flash On You" bis heute ein oft gecoverter Song. Der Grat zwischen gewolltem Muckertum (gerade beim Basslauf!) und Punk-Rock Attitüde ist allerdings schmal wie selten. Die Version der "No Such Things" von 2009 finde ich, was das angeht, noch sehr cool.

The Mentalettes – "Fine, Fine, Fine"

Yeah yeah yeah, die erste Single der Mentalettes ist endlich da, und sie ist fine, fine, fine! Die Mentalettes sind 3 singende Girls und 4 Jungs (a.k.a. The Obsidians) mit Hauptquartier in Berlin. Da habe ich sie auch das erste Mal geahnt, denn sie haben als Vorband der Frowning Clouds gespielt und das war ein ganz und gar fantastischer Abend, bis auf dass die Polizei wegen der Lautstärke genervt und das Konzert irgendwann beendet hat. 

Egal, denn jetzt kann man ihre Platte kaufen und sehr laut aufdrehen, was ich beides ausdrücklich empfehle. "Fine, Fine, Fine" ist eine das Original easy toppende Coverversion von Judy Hughes Soul Hit mit chefmäßiger Orgel und super 3-stimmigem Gesang. Besonders mag ich, wie die Stand-Tom reingemischt wurde, RUMM BUMM! Superhit!

Die B-Seite, "Do You Love Me", ist selbstgeschrieben und klingt wie 10 tolle Garagensongs auf einmal. Guck Dir hier das Video mal an, dann schnallst Du was da los ist bei denen.

Sogar der derbste Blindfisch unter den Garagenspacken muss einsehen, dass 2013 das Jahr der Mentalettes sein wird. Im Frühjahr spielen sie beim Hipsville in England, hoffentlich auch beim Garageville in Hamburg und jetzt im Dezember noch ein paar Shows mit der Jon Spencer Blues Explosion. Da geht was!

Hier kaufen: http://www.copasetic.de/index.php?lang=3&id=4&sub=6&detail=2139

TheMentalettes.com