The Other Tikis – "Bye Bye Bye"

The Other Tikis, eine scheinbar wechselhafte Band aus Kalifornien, vielleicht hätten sie sich lieber "The April Weather" nennen sollen, aber da es in Kalifornien ja gar kein Aprilwetter gibt, ist das wohl ein halbwegs dämlicher Vorschlag, der ohnehin 47 Jahre zu spät kommt.

Von dieser Single gibt es 2 unterschiedliche Pressungen auf unterschiedlichen Labels, einmal als "Tikis", einmal als "Other Tikis". Diese hier ist die bessere, da etwas flotter und garagiger. Wechselhaft auch der Song: der B-Teil der Strophe ist unglaublich cool und einprägsam, während der Refrain an sich eher ein wenig nervt. Die Brücke zur Strophe ist dann wiederum perfekt. 

The One Way Streets – "Jack The Ripper"

Zwischen Genie und Dilettantismus liegt ein schmaler Grat. Dieser Song hier ist so Genialitätsdurchflutet wie kaum etwas anderes auf der Welt – er ist perfekt. Ich wette eine Milliarde, dass keine Band der Welt mit massig Zeit zum Üben jemals eine bessere Version von "Jack The Ripper" aufnehmen könnte als es die One Way Streets 1967 getan haben. Wie so oft bei perfekten Dingen spielt Kommissar Zufall eine tragende Rolle. Verpasste Einsätze, Chaos beim Solo und mehr oder weniger improvisierter Text verbinden sich zu einem Werk von höchster Klarheit und musikalischem Liebreiz. Die One Way Streets bringen den Punk in die Garage, also mach die Ohren auf, Holmes, und die Augen zu.



Blues Inc. – "Tell Me Girl"

Monster magic Moodyness regiert diese Single, und das mit einer einzigen, eingängigen Melodie, die man nie im Leben wieder vergessen kann – wer es doch tut, ist ein Mensch ohne Herz und Verstand. Erstaunlicherweise kommt in diesem Song aus dem Jahr 1966 keine Farfisa-mäßige Quietsche-Orgel, sondern ein E-Piano zum Einsatz. Aber nicht einmal das kann diesem Hit in die Suppe pusten, im Gegenteil.

 Die Band kam übrigens aus Fort Wayne, Indiana. Und jetzt: Ohrwurm marsch!



The Hierophants – "The Untimely Death Of The One You Love"

Diese Woche gab es seltenen Anlass zur Freude, denn: ein Paket aus dem weit entfernten Geelong, Australien, landete in meinem Briefkasten. Geelong, das wisst Ihr ja inzwischen, ist das Zentrum des Universums. Dort wurden He-Man, George Harrison, Elvis, Big Mama Thornton, Robin Hood, Link Wray, Psycho Mantis, Sponge Bob und Mutter Theresa geboren, und teilweise leben sie auch immer noch oder wieder dort. Und gehen auf Konzerte der Frowning Clouds und der Living Eyes.

Wer da sonst noch lebt, ist z.B. Zak Olsen, seines Zeichens Gitarrist und Sänger bei den Frowning Clouds. Und wenn dem der Hype auf den Keks geht, geht er in eine seine anderen Bands und bastelt was anderes, z.B. bei den Hierophants.

Deren E.P. regiert. "The Untimely Death Of The One You Love" klingt ein wenig nach Frowning Clouds, aber auf Tranquilizern: ordentlich Reverb auf die Gitarre plus eine eingängige Melodie. Dann gibt es noch "Wray Gunn", der Titel sagt alles, es sei denn, Du bist auf einem Ohr blöd. "Beat Your Chest For The Hierophants" ist das beste meditative Gedröhne seit "We Will Fall" von den Stooges, und "Death And Burial Of The Hierophants" schließt den Kreis und haut eine Kerbe direkt neben das erste Stück. 

"Recorded February 2010 with Webcam and Audacity" ist dann die Fußnote, die alles perfekt macht. Erschienen auf dem momentan besten Label der Welt: ANTI FADE, aus, Sie haben es erraten, Geelong in Australien. 

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The Fugitives – "Mean Woman"

Ich mag Songs, bei denen der Schlagzeuger die ganze Zeit auf dem Ride Becken unterwegs ist. Überhaupt spürt man hier, Anfang '65, noch Reste der großen Surf-Welle. In der Struktur relativ vorhersehbar, nichts desto trotz ein tolles Lied mit großartigem Refrain. Unter den unzähligen Bands, die sich in den 60ern "The Fugitives" nannten, "flohen" diese hier aus oder nach New York City.

Sir Winston & The Commons – "Come Back Again"

Noch eine Single auf dem soma Label. Die A-Seite kennt ja jeder von Back From The Grave Vol. 1: "We're Gonna Love", ein kruder Dancefloor Fuzz Punker. Doch Moment: A-Seite? Nix, die A-Seite ist dieser Song hier, eine leicht poppige moody Nummer namens "Come Back Again". Vermutlich die Entscheidung des Produzenten, das gefälligere Lied auf A zu packen. Auf jeden Fall macht es seinem Namen alle Ehre: kommt mit seiner Melodie immer wieder in Dein Ohr gekrabbelt. Und bestätigt doch: auch die B-Seite immer anhören, man könnte einiges verpassen.

The Boys Next Door – "Suddenly She Was Gone"

Die erste von drei Singles der Jungs von nebenan – nebenan vorausgesetzt, Dein Haus stand 1965 in Indianapolis. Wie alle anständigen Schlagzeuger war auch dieser offensichtlich Fan von Ringo Starr, der Sänger ist top mit seinem Tambourine, jetzt noch ein Fuzz-Solo und der Song ist unsterblich! ... Nein, statt dessen ein Orgel-Break, auch sehr cool, aber so bleiben die Boys Next Door eine Spur zu brav, um aus eben dieser Rolle herauszufallen. Vielleicht wollten sie es ja auch gar nicht.